Russland, the long way home

Der Grenzübergang ging flott nachdem mich der mongolische Zöllner beim russischen Grenzposten quasi angemeldet hatte. Dieser lässt mich vorbei an allen im Niemandsland in den Zollbereich einfahren. Ich stehe in der Schlange und gehe vor zum Passport um zu fragen, ob ich den Registrierungszettel ausfüllen muss. Er bestätigt es und ich kann ihn dank seinem Kuli direkt ausfüllen

 Dann schickt er mich zum Custom umd als ich dort die Erklärung für Schweinchen Dick 2fach ausgefüllt habe wundert sich die Zöllnerin das mein Motorrad nicht vor ihrer Tür steht. Ich soll es holen. Also geht es über den Rasen an allen Autos vorbei zur Gepäckkontrolle. 

Zack, war ich in Windeseile durch den Zoll. 

GLÜCK GEHABT.

 

Aber so soll es nicht weiter gehen. Die neuen Reifen haben noch keine Auswuchtung und so wird das Fahren auf dem glatten Asphalt etwas ruppig. Somit suche ich einen Shop in Ulan Ude den ich im ""Motoboks" Remont Mototsiklov" finde. Gute Arbeit, sogar mit elektronischer Auswuchtmaschine. Da freut sich das Hinterrad  über rechte und linke Auswuchtung. Ob es nötig ist ? Keine Ahnung. Aber nun kann es losgehen in die ewigen Weiten von Russland.

 

Die 2te Nacht verbringe ich im Jurt Camp am südlichen Ufer des Baikalsees bei einer netten Dame im Garten. Mit Abendessen und Frühstück. Sogar eine Heizung gabe es. Unterhaltung hatte ich in Form eines Polen der mit dem Zug durch Russland reist und die andere Jurte bewohnte.

Am Morgen geht es los und es war frisch. Aber was sage ich. Es soll noch kälter werden. Das Thermometer beginnt morgens so mit 5 Grad. Immerhin Plus Grade.

Somit ist dann auch das langarm Shirt mit Windstopper zum Einsatz gekommen. Bleibt also nur das Odlo Unterhemd das es wohl in diesem Trip nicht zum Einsatz schafft.

 

Die Strecken sind lang. Oder sehr lang, ich möchte nachhause. Also fallen die Touren so bei 600 km am Tag aus. Bis auf die Tour nach Nowosibirsk. Da will ich 800km schaffen. Da ich aber am Abend davor im Clubhaus der Biker Frozen Souls übernachte, nachdem mich einer der Jungs netterweise eingeladen hat dort zu schlafen. Er hielt neben mir an als ich mir gerade die Unterkunft raussuchen wollte auf Booking.com.

Ich war einfach zu müde nach dem Abend. Also gab es einen Zwischenstopp in Kemerowo.

 

I

n Nowosibirsk treffe ich Andrej bzw. er mich als er von hinten an mir mit seiner r1100 RT vorbeizieht. Am Stadtrand hält er an und fragt, ob ich Lust auf einen Kaffee habe. Also begeben wir uns in ein Cafe und verabreden uns für den Abend auf ein Bier. Wobei er mir vorher noch ein günstiges Hotel verschafft. Er Spricht gut Deutsch da er für eine Deutsche Firma arbeitet. So ist es kurzweilig und morgens bin ich trotz 2 Weizen fit um ab 7 auf dem Moped nach Omsk zu fahren.

Immer wieder regnet es obwohl nach Vorhersagen keiner angesagt ist. Auch das Wetterradar zeigt nur Wolken aber keinen Regen. So nehme ich es inzwischen gelassen und kann meine innere Uhr langsam wieder daran gewöhnen sich die Ruhe zu gönnen mal etwas anzusehen und auch wieder Bilder zu machen.

Ich kann es inziwschen verstehen, daß man Urlaub vom Urlaub nach so vielen Eindrücken benötigt. Toll ist es im er wieder mit den getroffenen in Kontakt  zu treten. Oder sich auf Instagram deren Bilder anzusehen. Es erinnert einen immer wieder an phantastische Begegnungen und schöne Landschaften die man sehen durfte.

 

So ist es dann auch Erntezeit und es gibt sie wirklich diese weiten Felder und damit auch den Einsatz von mehreren Mähdreschern auf einem Feld.

 

Morgen geht es dann nach Irbit. Bin gespannt auf den Tag. Es wird der erste Tag an dem endlich wieder etwas auf dem Terminplan steht.

Das Ural Museum.

Da soll doch mal einer sagen ich wär gleich zuhause.......

Komisch das mir dieses Stück der Reise so schwer fällt. Es geht irgendwie nicht so recht voran obwohl man am Tag soviele km hinter sich bringt.

Es ist schon sehr interessant was einem durch solch eine Reise an Eindrücken, aber eben auch an Kopfkino, durch den Kopf bzw. das Kleinhirn geht.

Den Abstecher gönne ich mir und fahre nach Irbit zum Museum der Ural Motorrad Werke. Ich bin sehr früh da ich eine Stunde zu früh aufgestanden war. Tja die Zeitumstellung und mein Samsung heben es nicht so miteinander. Ich bekomme einen Kaffee vom Personal bis alles soweit ist und ich rein darf. Es gibt 2 Bereiche. Im Ersten darf man Fotos machen.

Schön ist das Original und die Fälschung am Beginn der Ausstellung. Links die Ural rechts die BMW in Schwarz.

Und da ich ja so früh war schaffe ich es noch bis Jekaterinenburg. Im Hostel eingecheckt geht es gleich auf die Tour.

Schön sind die Cafe´s aber auch die alten Kirchen. Und natürlich gibt es auch noch ein paar alte Bauten. Aber man muß sagen es ist alles sehr ordentlich. Es macht Spass zu schlendern.

In den Cafe´s am Rande der Straßen findet man immer wieder die ausgestopften Bären. Kein Wunder, daß man sie nicht auf den Strassen sieht. Ok, da hätte ich mich mal eher seitlich der Straße bewegen sollen. Aber ehrlich gesagt reizt mich das gerade nicht so. Wenn man eine Straße abgehen sieht beginnt da sehr schnell der Feldweg oder Waldweg. Und dieeeeee sehen wüst aus. Da kann man in der Fahrspur baden gehen. Wohlgemerkt kann man sich es aussuchen in welcher Spur.

Das is nix für Schweinchen Dick. Bin gespannt, denn eine Straße habe ich rausgesucht die weiss eingezeichnet ist. Das könnte interessant werden.

 

Auf dem Weg nach Perm lasse ich das Eurasien Monument rechts liegen. Ein einziger meiner Statusleser hat  das anscheinend gemerkt. Denn Stefan meldet sich und begrüßt mich zurück in Europa.

Kungur Ice Caves, man könnte anhand des Namens denken ich wäre noch in der Mongolei.

Trotz eiber Stunde Wartezeit nehme ich die Gelegenheit wahr und gehe etliche km im Berg spazieren. Saukalt, aber man hat ja eh die richtige Kleidung an. Da komme ich nicht ins Schwitzen.

Da es dann doch 1,5 h dauerte bis mich der Berg wieder ausgespuckt hat fahre ich direkt nach Perm ins Hostel Club 1723. Prima.

Da komm auch der Tip fürs richtige Museum mit einer Sonderausstellung. Daher die Wunst oben.

 

Und am Abend gönne ich mir einen Zinfandel und ein Steak vom Feinsten. Nur in das Bild steige ich nicht weiter ein. Dazu ist mir mein Kopf zu schade.

Morgens aufgewacht entscheide ich mich an deisem Tag wohl noch eine Nacht hier zu verbringen. Zur Vorsicht nehme ich aber alles mit.

Auf dem Weg zu Perm 36 einem Gulag der als Museum begehbar ist liegt morgens ein tolles Cafe, welches ich auf dem Rückweg als spätes Mittagessen ebenfalls nutze.

Easy zu finden geht es in voller Montur durch das Gulag. Lachhaft im Gegensatz zu dem was die Häftlinge hier durchgemacht haben müssen. 

 

Zu bewundern ist allerdings mit wie einfachen Mitteln bis in die 80iger hier die Gefangenen vor dem Ausbruch bewahrt wurden. Stammheim wäre da überdimensioniert.

Die Betten zumindest der ersten Phase hingegen wären nicht mein Wunsch gewesen.

Ausgang auf 2x2m mit Blick in den Himmel. Blech in Grau als Aussicht mit Bewachung von oben.

 

Vor diesem Gefährt sollte man sich in Acht nehmen, den es hatte nichts Gutes zu bedeuten.

Viel schöner sind dann hingegen die Ölpumpen in Legofarben die überall herumstehen, ähm, laufen, ähm, Öl pumpen.

Da die Strecke bis nach Kazan zulange wäre halte ich in Izchevsk und gönne mir den Abend.

Durch Zufall finde ich den Hinweis auf ein Motorradmuseum. Dort angekommen ist dann auch ein Waffenmuseum inkludiert.

Interessant ist dann das Moped mit drive by wire und LifePo4 Antrieb. Abends höre ich dann, daß hier Izchevsk  die Kalaschnikow Stadt ist und dieses Jahr die 100 Jahrfeier ansteht.

Morgens hat mich dann mein Samsung wieder 1h früher losgeschickt. So komme ich vor 12 Uhr in Kazan im Hostel People an.

Auf geht es zum Kreml und der Kirche der Religionen.

Von aussen ist der Tempel durchaus schön, wenn auch nicht gerade akurat hergestellt. Innen allerdings lässt dann das Chaos seinen Lauf. Trotzdem empfinde ich eine Besichtigung als sehr reizvoll

Kaum bin ich losgefahren am nächsten Tag bin ich auch schon in der nächsten Stadt Nischni Nowgerod. Klar darf die Show der Militärmacht im Kreml dort nicht fehlen. Leider regnet es so sehr, daß der Spaziergang nicht soviel Spass macht.

 

Vielmehr reizt mich dann mein nächstes Ziel Jaroslawl. Dort platziere ich Schweinchen Dick vor dem Denkmal des Eishockey Clubs für seine bei einem Flugzeugabsturz tödlich verunglückten Team 1 Mitglieder. Ja, ok, es ist ein Projekt das ich während meiner Zeit bei der Arnold AG geleitet habe. Sonst wäre es mir wohl auch eher unbekannt.

Der nächste Morgen kommt bestimmt ....... und so befinde ich mich auf dem Weg nach ST. Petersburg. Es geht in großen Schritten nachhause. Aber dieses Ziel muß sein. Ehemalige Kollegen schwärmten mir immer von dieser Stadt vor. Vor allem aber auch von der Hermitage. Nachdem ich in meiner Zeit in Moskau dort die großen Galerien gesehen habe möchte ich diese Sammlung sehen. Nun ist es greifbar nahe.

Zuvor darf es aber noch Umweg über kleine Strassen geben. So lande ich dich glatt an dieser netten Fähre.

Und im Anschluss glaube ich meinem Glück kaum zu trauen und finde einen Offroad Abschnitt vor mir. Kein Regen. Glück. Also lassen wir es krachen, Schweinchen Dick und meiner Einer. Aähm, irgendwie fühlt es sich nach den fast 8000 km Aspahlt seltsam an. Kann ich das überhaupt noch?

 

Es folgt eine Nacht in einem Motel XL an dem Schweinchen Dick Mutterseelen alleine vor dem Haus, direkt einsehbar von der Landstrasse steht. Ein seltsames Gefühl aber es geht gut. Tanken an der nebenanliegenden Tanke am frühen morgen, nachdem deren Frühstückspause rum war. Gibt es sowas in Deutschland????? Mir jedenfalls ist das noch nie passiert, daß ich 10 Minuten warten muß. Aber ich habe einen leeren Tank also geniesse ich die aufkommende Sonne.

Und dann bin ich endlich in St. Petersburg. Den ersten Nachmittag verbringe ich direkt in der Hermitage. Es ist der 3te Donnerstag und der Eintritt ist kostenlos. Der Weg am Abend führt mich dann an hell erleuchteten Gebäuden vorbei.

 

 

Am nächsten Tag geht es durch die Stadt und am Nachmittag wieder in die Kunstwelt. Sogar mit der modernen Welt in der ich Gemälde von Kandinsky sehen darf. Was für ein Erlebnis.

Danach dann ein ausgiebiger Rundgang bei Nacht. Nur die Klappbrücke wird wohl erst nach Mitternacht hochgezogen (oder wird sie gedrückt....). Das ist mir dann zu kalt und lange daher kein Bild davon.

Auf dem Weg zum Hostel sehe ich dann diese Mannschaft im Schaufenster und wundere mich noch....... bis mich eine ehemalige Kollegin drauf aufmerksam macht "Leningrad".

 

Am nächsten Tag soll es nicht regnen, was aber wieder mal garnicht stimmt.  Also suche ich meinen Abschluss der Russland Querung nach ca 8500 km an der Grenze nach Estland. So durchfahre ich dann am Ende 23 Länder, wobei Estland wirklich nur durchflogen wird in einem sehr kurzen südlichen Abschnitt.

Die Grenze? Hab mich doch glatt ganz ordentlich angestellt auf der russischen Seite woduch es dann doch 1,5 h dauert, bis ich mich dem Estland Zoll und somit dem Europäischen Zoll nähere. Dort wieder korrekt angestell. Hätte ich doch einfach mal den Streifen für die LKW´s genommen. Der Zöllner winkt mich dann nachdem ich vorne an der Haltelinie stehe vor. Ganz ohne die Ampelschaltung zu nutzen.

Begeistert vom Moped und einem Abzeichen aus der Luftwaffe das ich in der River Point Lodge geschenkt bekam als Erinnerung an die Mongolei und  das nun am Erste Hilfe Paket prangt. So ist dieser letzte Grenzübergang insgesamt mit ca 2,5 h einer der längsten aber durchaus schnell bewältigt.

 

Es geht weiter durch Lettland ( schade das hätte mehr Zeit verdient, aber bei der Kälte) nach Litauen. Dort erinnere ich mich eines Berichts im Motorrad Abenteuer. Und siehe da es ist sogar auf der Reise Know How Karte eingezeichnet. Der Berg der Kreuze.

Es geht weiter bis nach Posen. Dort lasse ich mir noch dieeeee Tipps für ein Bier geben. Danke Agata. Und verbringe wohl die tuerste Nacht auf meiner Tour, aber die Stadt ist es Wert.

Am nächsten Tag will ich nach Berlin. Ein Klacks. Vorbei an Küstrin im Rausch der Erinnerungen an meinen Vater und noch einem letzten Mal tanken im Ausland. Fast schon in Berlin lese ich meinen Wattsapp und fahre nach einem Tipp von meinem Vater zurück nach Selow zu einem Museum. Leider ist es geschlossen. Doch ich sehe hier meine erste Stalinorgel auf dem Vorplatz stehend.

Ein imposanter Ort wenn man seine Geschichte kennt.

Den Abend verbringe ich bei Berlin mit viel Gesprächen bei einer ehemaligen Kollegin. Selbst der morgen geht schnell dahin in Erzählungen vertieft. Dann raffe ich mich auf. Es hat begonnen zu regnen.

Es geht in den Süden. Vorbei am Kyffhäuser der leider unter rabenschwarzen Wolken liegt und den ich somit umfahre. Aber kurz darauf scheint die Sonne.

So fahre ich besonnen Richtung Heimat. In einem unscheinbaren Ort legt es mich dann nach 37000 km doch glatt hin. So schnell kann ich garnicht realisieren wie ich Schweinchen Dick vor mir über Kopfsteinpflaster rutschen sehe. Ausser dem Ego ist aber kaum etwas beschädigt. Klar, Kratzer, aber die bisherigen sind eher aus dem Offroad Geschehen und diese sind nun die ersten durch Asphalt erzeugten.

 

Es geht daher etwas zurückhaltend weiter bis nach Thüringen meiner letzten Nacht in einem ehemaligen Ost Hotel. Jegliche Kaschierung war hier leider Zwecklos. Ich verabrede mich noch am Abend mit einem Paar für den nächsten Tag, das wir letztes Jahr in Albanien kennengelernt haben und die auf dem Rückweg von der Asietta Kammstraße sind. So ist dann schnell entschieden noch eine Nacht dranzuhängen und ein letztes Mal zu Zelten. Ein langer Abend im Wald mit viel Gesprächsstoff auf beiden Seiten mit einem anschliessenden Frühstück auf einer Bergkuppe mit Blick über die Täler. Dann geht es nachhause.

 

Und es soll weider mal regnen. Da sind die letzten Kilometer doch glatt auch mit Autobahn versehen.

Bei den Eltern vorbei und dann endlich bei der Liebsten. Glückliche, bewegende Momente bei der Umarmung nach mehr als drei Monaten.

Zu meiner Überraschung hat sie engste Freunde für den Abend eingeladen. Nichts habe ich davon gewusst oder im Vorfeld bemerkt.

Umsomehr bin ich überrascht als es klingelt und ich das Hoftor öffne..........